Der Walzer ist einer der ältesten und bekanntesten Gesellschaftstänze und spielt eine zentrale Rolle in der Welt des Tanzens. Er zeichnet sich durch seine fließenden, drehenden Bewegungen und den 3/4-Takt aus.
Der Walzer hat eine reiche Geschichte und ist sowohl im sozialen Tanzen als auch im Tanzsport tief verwurzelt. Er ist in zwei Hauptvarianten unterteilt: den langsamen Walzer (auch „Englischer Walzer“ genannt) und den Wiener Walzer. Beide Varianten unterscheiden sich in Geschwindigkeit und Stil, teilen jedoch grundlegende Merkmale, die den Walzer ausmachen.
Historische Entwicklung des Walzers
Die Ursprünge des Walzers lassen sich bis ins späte 18. Jahrhundert zurückverfolgen, mit Wurzeln in den ländlichen Volkstänzen Österreichs und Süddeutschlands. Der Name „Walzer“ leitet sich vom deutschen Wort „walzen“ ab, was „drehen“ oder „rollen“ bedeutet und sich auf die charakteristische Drehbewegung des Tanzes bezieht. Die Popularität des Walzers stieg rasant im 19. Jahrhundert, als er von den Adelsgesellschaften Europas angenommen wurde. In dieser Zeit entstanden die beiden Hauptformen des Walzers: der Wiener Walzer und der langsame Walzer.
Wiener Walzer
Der Wiener Walzer, die ältere der beiden Varianten, ist für sein schnelles Tempo und seine kontinuierlichen Drehungen bekannt. Mit einer Geschwindigkeit von etwa 58 bis 60 Taktschlägen pro Minute erfordert der Wiener Walzer eine ausgezeichnete Technik und Kondition der Tänzer. Er wurde im frühen 19. Jahrhundert populär und verbreitete sich schnell in den großen Ballhäusern Europas. Die Musik des Wiener Walzers ist oft dynamisch und wird durch die Werke von Komponisten wie Johann Strauss und Franz Lehár geprägt.
Langsamer Walzer
Der langsame Walzer, auch als „Englischer Walzer“ bekannt, entwickelte sich später im 19. Jahrhundert. Er entstand, als der Wiener Walzer auf eine langsamere Geschwindigkeit angepasst wurde, um einen ruhigeren und eleganteren Stil zu ermöglichen. Mit einer Geschwindigkeit von etwa 28 bis 30 Taktschlägen pro Minute bietet der langsame Walzer mehr Raum für kreative Figuren und eine Betonung auf die elegante Linienführung und Harmonie zwischen den Partnern. Der langsame Walzer fand besonders in England Anklang und wurde durch die Arbeit von Tanzlehrern wie Victor Silvester formalisiert.
Charakteristik und Technik des Walzers
Der Walzer, sowohl in der langsamen als auch in der Wiener Variante, ist bekannt für seine kreisförmigen Bewegungen und seinen gleichmäßigen Fluss. Die Musik im 3/4-Takt prägt die rhythmische Struktur des Tanzes, wobei jeder Takt eine betonte Abwärtsbewegung und zwei unbetonte Aufwärtsbewegungen beinhaltet.
Fußarbeit und Körperhaltung
Die Fußarbeit im Walzer ist präzise und erfordert eine gute Kontrolle über das Körpergewicht und die Balance. Im langsamen Walzer bewegen sich die Tänzer auf einem kontinuierlichen Auf- und Ab-Schwung, wobei die Schritte lang und fließend sind. Die Tanzhaltung ist eine geschlossene Position, bei der die Partner eng miteinander verbunden sind. Die Führung erfolgt durch subtile Bewegungen des Oberkörpers und durch den Rahmen, den die Arme bilden.
Im Wiener Walzer sind die Schritte kürzer und schneller, was eine rasche Drehung und eine dynamische Bewegung ermöglicht. Die Fußarbeit ist leicht und federnd, um die kontinuierliche Drehung zu unterstützen. Die Haltung bleibt aufrecht, aber flexibel, um die Bewegungen des Partners zu ergänzen.
Bewegung und Schwung
Ein zentrales Merkmal des Walzers ist der „Schwung“ (Swing), der durch die abwechselnde Auf- und Abbewegung des Körpers erzeugt wird. Diese Bewegung verleiht dem Walzer seine charakteristische Leichtigkeit und Eleganz. Im langsamen Walzer wird der Schwung betont und erlaubt eine sanfte, gleitende Bewegung über das Parkett. Die Tänzer heben und senken sich in Übereinstimmung mit der Musik, was den Tanz sehr harmonisch und fließend erscheinen lässt.
Der Wiener Walzer hingegen betont eine kontinuierliche Drehung, die in einem gleichmäßigen Fluss um die Tanzfläche geführt wird. Die Drehung im Wiener Walzer ist anspruchsvoll und erfordert eine exzellente Technik, um den gleichmäßigen Schwung und die Geschwindigkeit zu halten, ohne die Balance zu verlieren.
Rhythmus und Musikalität
Die Musikalität spielt im Walzer eine entscheidende Rolle. Der langsame Walzer nutzt die Phrasierung der Musik, um Bewegungen zu akzentuieren und eine emotionale Tiefe zu erzeugen. Tänzer müssen die musikalischen Phrasen und Akzente interpretieren, um den Tanz mit Ausdruck und Dynamik zu füllen.
Der Wiener Walzer erfordert eine schnelle Anpassung an den Rhythmus der Musik und eine präzise Synchronisation zwischen den Partnern, da die Drehungen und Bewegungen schnell und kontinuierlich sind. Die Musik ist oft fröhlich und lebendig, was den Tanz energetisch und lebendig macht.
Der Walzer im heutigen Tanzsport
Heute ist der Walzer ein fester Bestandteil des internationalen Tanzsportprogramms und wird weltweit auf Wettbewerben getanzt. Beide Varianten, der langsame Walzer und der Wiener Walzer, sind wichtige Elemente im Standardtanzprogramm und werden oft als Prüfsteine für Technik und Ausdruck angesehen.
Im Turniertanz wird besonders auf die Technik geachtet: Die Tanzpaare müssen eine perfekte Haltung bewahren, fließende Bewegungen zeigen und eine enge Verbindung mit dem Partner halten. Der langsame Walzer wird oft für seine Eleganz und Musikalität gelobt, während der Wiener Walzer durch seine Geschwindigkeit und dynamische Drehung besticht.
Fazit
Der Walzer, ob langsam oder schnell, ist ein Tanz von tiefer Schönheit und Komplexität. Seine Fähigkeit, sowohl Eleganz als auch Energie zu verkörpern, hat ihn zu einem zeitlosen Favoriten in der Tanzwelt gemacht. Von den prächtigen Ballhäusern Wiens bis zu den modernen Tanzturnieren ist der Walzer ein Symbol für Anmut und Geschicklichkeit, das Tänzer und Zuschauer gleichermaßen begeistert. Er bleibt ein wesentlicher Bestandteil des Tanzes, sowohl als Kunstform als auch als Ausdruck der menschlichen Freude an Musik und Bewegung.